Frauenquote in Aufsichtsratsgremien

Anlässlich der öffentlichen Anhörung des Rechtsausschusses zur Einführung einer Frauenquote in Aufsichtsratsgremien börsennotierter Unternehmen erklären der Sprecher der AG Rechtspolitik Joachim Stünker und der zuständige Berichterstatter der SPD-Bundestagsfraktion Klaus Uwe Benneter:

Wir haben für die SPD-Bundestagsfraktion den ehemaligen konservativen (!) Wirtschaftsminister Norwegens Ansgar Gabrielsen eingeladen. Denn sobald es um gesetzliche Frauenförderung geht, gilt Norwegen als Vorzeigeland. Unter Ansgar Gabrielsen führte das Land bereits 2004 eine gesetzliche Quotenregelung für die Besetzung der Boards von Aktiengesellschaften ein. Damit war Norwegen weltweit das erste Land, das seinen Aktiengesellschaften Frauenförderung per Gesetz vorschrieb. Seitdem müssen Frauen 40 Prozent der norwegischen Aufsichtsratsmitglieder ausmachen. Ausgenommen von dieser Regelung sind lediglich kleinere Aktiengesellschaften in Privatbesitz, deren Rechtsform mit deutschen GmbHs vergleichbar ist.

Anders als in Deutschland ist die Rekrutierung von Frauen für wirtschaftliche Führungspositionen in Norwegen mittlerweile selbstverständlich, weil sich Frauen mit ganz anderen Fragen und Erfahrungen zum Wohl der Unternehmen einbringen. Wir können uns deshalb keinen interessanteren Sachverständigen als den Urheber der Quote selbst vorstellen. Über diesen direkten Austausch lässt sich am besten prüfen, ob das Erfolgsrezept Norwegens auf Deutschland 1:1 übertragbar ist oder ob wir andere Maßnahmen ergreifen müssen.

Die Spitzenpositionen der deutschen Wirtschaft sind noch immer fest in Männerhand. Nur 13 Prozent aller Führungskräfte sind weiblich. In den Aufsichtsratsgremien ist diese Unterrepräsentanz noch deutlicher: Der Frauenanteil reduziert sich dort auf 7,5 Prozent. Zur Klärung der Frage, ob eine Quote der richtige Weg ist, um den Frauenanteil in Aufsichtsräten zu stärken, führt der Rechtsausschuss des Deutschen Bundestages am 7. Mai eine öffentliche Anhörung durch.