Die Märchen der Stromindustrie

Umwelt


Quelle: pixelio.de

Stromüberschuss statt "Stromlücke"
Die Versorgungssicherheit in Deutschland wird auch durch den Atomausstieg nicht gefährdet. Dies bestätigt unter anderem eine aktuelle Studie des Umweltbundesamtes (UBA). Trotz der bereits abgeschalteten Atomkraftwerke Stade und Obrigheim und trotz des Stillstands von zeitweise bis zu sechs Atommeilern konnte 2007 ein Exportüberschuss von 14 Milliarden Kilowattstunden erzielt werden. Seit 2002 wird deutlich mehr Strom erzeugt als verbraucht. 2006 erreichte Deutschland sogar den höchsten Nettostromexport seiner Geschichte. Jährlich wird die Jahresleistung von vier bis fünf Großkraftwerken ins Ausland geliefert.

Die in den vergangenen Wochen entfachte Diskussion über eine bevorstehende "Stromlücke" ist nichts anderes als eine gezielte Kampagne. Mit der Panikmache vor einem "Black-out" in Deutschland versuchen einige Verantwortliche von großen Energiekonzernen einen Stimmungswandel zugunsten der Atomenergie herbeizuführen. Damit soll zudem suggeriert werden, dass die Erneuerbaren Energien und die Steigerung der Energieeffizienz keinen entscheidenden Beitrag zur Versorgungssicherheit leisten können. Auch der von der Bundesregierung eingeschlagene Weg beim Klimaschutz wird damit infrage gestellt. Tatsächlich sei aber damit zu rechnen, dass die durch den Klimawandel angeheizten Sommer unsere Energieversorgung zunehmend gefährden.

In der Diskussion wird die Dynamik der technischen Entwicklung völlig ausgeblendet. So wird das Potenzial der Erneuerbaren Energien nach wie vor bewusst unterschätzt. Der Anteil der Erneuerbaren Energien am Stromverbrauch lag 2006 bei 11,6 Prozent, 2007 schon bei 14,3 Prozent. Allein die Steigerungsrate eines Jahres entspricht der Stromproduktion eines Atomkraftwerks.

Das Integrierte Energie- und Klimaprogramm der Bundesregierung beinhaltet einen Maßnahmenkatalog zur Steigerung der Energieeffizienz. Ausgerechnet diejenigen, die das Szenario der "Stromlücke" heraufbeschwören, sind die größten Bremser bei der Umsetzung des Programms. Statt zum Beispiel verstärkt auf Kraft-Wärme-Kopplung zu setzen, werden immer noch Kraftwerke geplant, die lediglich Strom produzieren ohne die Abwärme zu nutzen. Zudem hinkt der Netzausbau (vor allem von Nord nach Süd) dem Zuwachs an Erneuerbaren Energien hinterher.

Stromausfall durch marode Netze
Trotzdem könnte der Strom für den Verbraucher knapp werden. Schuld daran ist die mangelnde Investitionsbereitschaft der Stromversorger. So warnte Anfang April die Bundesnetzagentur vor Ausfall der Stromnetze.

Tatsache ist, dass der Verbraucher 36% des Preises für die Netznutzung bezahlt. Diese Entgelte fliessen aber nur zum Teil in marode Netze, sondern werden bei den Konzernen als Gewinn verbucht.
Die Verbraucher zahlten 2005 etwa jährlich 18 Milliarden Euro für die Netznutzung. Die Stromwirtschaft hat aber nur zwei Milliarden Euro (2004) in die Netze investiert. Der Gewinn von RWE lag im Jahr 2004 bei 5,7 Milliarden Euro, der von E.ON bei 4,3 Milliarden Euro.
Wenn E.ON nun die maroden Netze wegen Absprachen mit der EU eventuell an den Staat verkaufen will, wird der Verbraucher doppelt zur Kasse gebeten.

 
 
 

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