Bedauerlicherweise zwingen uns diverse Veröffentlichungen und die Unterstellung eines ausschließlich parteipolitischen geleiteten Abstimmungsverhaltens bzgl. dem Kauf von Ortschroniken zu einer Stellungnahme, auf die wir gerne mit Rücksicht auf Herrn Struchholz und der Struchholz-Kunst GbR verzichtet hätten. Wir wollen versuchen, die sachlichen Gründe für unsere Entscheidung darzustellen, indem wir zuerst einmal annehmen, dass sich Herr Struchholz an alle mit dem Gemeinderat getroffenen Abmachungen, welche in diversen Niederschriften dokumentiert sind, gehalten hätte. Was u.a. bedeutet, dass vor der Drucklegung von 2500 Exemplaren für 76.475 EUR der Gemeinderat entsprechend informiert worden wäre, um einen üblichen und notwendigen Beschluss herbeizuführen. In der dann vorgeschalteten Fraktionsvorbesprechung hätte dieser Vorschlag ohne äußere Zwänge und Einflussnahme kontrovers besprochen werden können. Hierbei wären mit hoher Wahrscheinlichkeit folgende Problemstellungen herausgearbeitet worden:
Ratsfraktion
Problemstellung 1: Eine Auflagenhöhe von 2500 Büchern
a) Hier sei erwähnt, dass es in Veitshöchheim etwa 4000 Haushalte gibt. Damit stände für mehr als 60% der Haushalte eine Chronik zur Verfügung.
b) „Im Rahmen der Beratungen für den Haushalt 2011 war damals ein Bedarf der Gemeinde durch die Verwaltung auf 1000 Stück beziffert worden.“ (Jürgen Götz (VM))
c) Der geschätzte Bedarf schwankt zwischen 80 und 350 Büchern. Die Bedarfsprognose des Veitshöchheimer Kulturamtes setzt 80 – 100 Stück im Jahr an. Bei einem Ankauf von 2500 Stück und einem Bedarf der Gemeinde von 80- 350 Stück im Jahr (seien wir großzügig und nehmen wir 250 pro Jahr an) würde eine Lagerhaltung über 10 Jahre nötig sein.
d) Ein Buch hat über 800 Seiten und eine Masse von 4,3 kg. Somit sprechen wir von einer Gesamtmasse von 10,750 Tonnen. Die 2500 Bücher sind etwa auf ca. 19 „Europaletten“ mit jeweils 130 Exemplaren untergebracht. Die benötigte Lagerfläche ist beachtlich und stellt besondere Anforderungen an die Statik des Lagerraumes (z.B. bei Dachböden etc.). Zudem ist die Lagerung von Büchern von Natur aus äußerst sensibel. Um Lagerschäden zu vermeiden, muss gemäß den Vorgaben des Autors Herrn Struchholz bei der Lagerung der Bücher die richtige Temperatur und Luftfeuchtigkeit sichergestellt werden. Schwankungen von Temperatur und Luftfeuchte sind generell zu vermeiden. Weiterhin müssen die Bücher vor schädlichem UV-Licht, Schimmel, und Ungeziefer geschützt werden. Die Einlagerung einer so großen Zahl von Büchern stellt ein hohes Risiko dar, welches die Gemeinde auf sich nehmen müsste, insbesondere unter Beachtung der hohen Investitions- und Folgekosten. Der Autor hat in seiner Presseerklärung selbst vorgerechnet, dass für Lagerhaltung jährlich ca. 3000 € aufzubringen seien. Die Kosten erhöhen sich damit weiter.
Unter Abwägung aller Punkte erscheint eine Auflage von 2500 Exemplaren definitiv zu hoch und übersteigt die der Gemeinde genannten Auflagenhöhe um 1000 bis 1500 Stück. In diesem Fall hätte sich die SPD-Fraktion umgehend darum bemüht, in Absprache mit dem Autor eine geringere Auflagenhöhe zu erwirken. Die Möglichkeit, unsere gerechtfertigten und durchaus rationalen/sachlichen Bedenken vorzubringen, und so noch vor Drucklegung Einfluss nehmen zu können wurde uns aber leider genommen. Dies bedauern wir, auch mit Sicht auf den Autor. Eine Auflagenhöhe von 2500 Büchern war und ist nie gewollt gewesen.
Problemstellung 2: Auflagenhöhe und Gesamtkosten
Ebenso verhält es sich mit den Gesamtkosten, die natürlich mit der Auflagenhöhe zusammenhängen. Es war zu keinem Zeitpunkt beabsichtigt, über 70.000 EUR für den Kauf von Ortschroniken bereitzustellen. Diese Tatsache wird insbesondere dadurch unterstrichen, dass zu keiner Zeit ein Haushaltsansatz in vorgenannter Höhe im Haushaltsplan der Gemeinde Veitshöchheim aufgenommen worden ist.
Folgende Frage hätte diskutiert werden müssen: Wie kann man die Kosten und Auflagenhöhe reduzieren und trotzdem einen akzeptablen, „sozial verträglichen“ Einzelpreis herbeiführen? Der Autor meint, es gäbe hier keine Alternative. Wir meinen, dass hier verschiedenste Ideen angesprochen hätten werden können. Man hätte diese auf ihre Realisierbarkeit prüfen und gegebenenfalls auch sachlich zerstreuen können. Leider wurde uns diese Mitgestaltung und Mitbestimmung als Gemeinderat genommen. Zum jetzigen Zeitpunkt macht es keinen Sinn mehr, solche Lösungsmöglichkeiten herauszuarbeiten, da wir ja nun vor vollendeten Tatsachen stehen. Das wäre die Mühe nicht mehr wert. Jedoch hätte man beispielsweise prüfen können, ob das Werk auf eine etwas geringere Seitenzahl hätte reduziert werden können, natürlich ohne den Inhalt zu stark zu schädigen. Zugegebenermaßen ist dies für jeden Autor ein schmerzhafter Weg. Dies und andere Wege zu prüfen, hat nun bedauerlicherweise keinen Sinn mehr.
All diese Probleme und Risiken bleiben in der Sache bestehen, auch wenn das Werk nun schon gedruckt worden ist. Wir können uns nicht vorstellen, dass es für einen Gemeinderat richtig wäre, aus welchen Gründen auch immer, diese rational begründeten Bedenken unter den Tisch fallen zu lassen. Im Übrigen möchte ich an die Auflistung diverser Beschlüsse des Kollegen Jürgen Götz (VM) verweisen. Sind diese irrelevant?
Natürlich waren und sind wir uns bewusst, dass der Einsatz und die Leistung des Autors Thomas Struchholz beachtlich sind. Dies wurde und wird von der SPD-Fraktion keinesfalls in Frage gestellt. Nur so ist es zu erklären, dass wir uns nach der Hauptausschusssitzung vom 10. Juli 2012 intensiv um eine interfraktionelle Sitzung von Vertretern aller Fraktionen zur Lösung des Sachverhalts bemüht haben. Zuvor hatte sich schon gezeigt, dass eine große Mehrheit aller Kolleginnen und Kollegen ähnliche Bedenken und Probleme sehen. Dies manifestiert sich auch im Abstimmungsverhalten einer großen, nicht nur SPD-getragenen Mehrheit des Gemeinderats am 31.7.2012. Alle vorgenannten Sachargumente haben uns nicht dazu verleitet, einen Kauf der Chronik kategorisch abzulehnen, im Gegenteil. Der ehrenamtliche Einsatz und die Leistung des Autors sind für uns Grund genug, die weiterhin bestehenden Problematiken und Risiken zu relativieren und über die Missachtung demokratischer Vorgehensweisen und Beschlüsse hinwegzusehen. Unser Bestreben war es und ist es immer noch einen Kompromiss herbeizuführen bei dem sich definitionsgemäß beide Seiten aufeinander zu bewegen. Letztlich konnte aber nach der interfraktionellen Sitzung nur festgehalten werden, dass Autor und Verlag keinen Millimeter von den Positionen der Hauptausschusssitzung vom 10. Juli 2012 abgerückt sind. Somit konnte in den zwei folgenden extra anberaumten Fraktionssitzungen der SPD-Fraktion nichts Neues diskutiert werden. Infolgedessen hat die Mehrheit der SPD-Fraktion beschlossen, noch einmal auf den Autor zuzugehen und ihm einen erneuten Kompromissvorschlag anzubieten:
1) Erwerb von ca. 650 Exemplaren im Werte von ca. 20.000,00 Euro durch die Gemeinde.
2) Kostenfreie Lagerung der weiteren 1.350 Exemplaren durch die Gemeinde
3) Erwerb weiterer Chroniken ( nach Verbrauch unter 1) in den nächsten Jahren.
Der Autor bzw. der Verlag besserte den Vorschlag wie folgt ab:
a) Die Gemeinde übernimmt die kostenfreie Einlagerung der restlichen 1350 Stück. Die Gemeinde übernimmt dabei jegliches Haftungsrisiko.
b) Die Gemeinde verpflichtet sich zur Restabnahme der 1350 Stück innerhalb der nächsten 5 Jahre.
c) Die Gemeinde hat eine entsprechende Verzinsung von 7 bis 8% zu bezahlen.
d) Hinzu kommt ein Inflationsausgleich von ca. 2,5 bis 3,0 %.
Dieser Vorschlag kann ohne Zweifel keinen tragfähigen Kompromissvorschlag darstellen. Er wurde auch von keinem Gemeinderat ernsthaft erwogen. Denkbar wäre beispielsweise eine angemessene Abänderung von Punkt 1) unseres Vorschlags oder eine Kombination mit dem Vorschlag der Veitshöchheimer Mitte gewesen.
Zusammenfassend lässt sich auch hier sagen, dass alle Vorschläge zur Herbeiführung eines beiderseitig akzeptablen Kompromisses durch den Autor kategorisch abgelehnt oder so nachgebessert worden sind, dass die Annahme des Vorschlags nicht möglich war (siehe oben).
Die SPD-Fraktion ist unverändert an einer Lösung interessiert. Dazu müssen sich aber auch Verlag und Autor ansatzweise beweglich zeigen. Auch wenn es sich um eine nach wie vor unbestrittene, außerordentliche Leistung des Autors handelt, rechtfertigt dies nicht, wie von einigen gefordert, eine ungeprüfte, blinde und kompromisslose Zustimmung unsererseits.