Wir gratulieren den NaturFreunden: 90 Jahre Naturfreundehaus im Sendelbachtal

Allgemein

Mit einem feierlichen Kommers konnten die NaturFreunde das 90 jährige Bestehen des Naturfreundehauses "Am Kalten Brunnen" feiern. In Anwesenheit des Bürgermeisters, etlicher Gemeinderäte, des Landtagsabgeordneten Volkmar Halbleib und von Karin Rademacher, die lange Jahre Vorsitzende der Naturfreunde war, wiesen die NaturFreunde auf ihre historische Leistung in der Arbeiterbewegung hin.

Die Fertigstellung des Naturfreundehauses im Jahr 1921 war ein Meilenstein in der Geschichte der Arbeiterbewegung in Würzburg und zugleich ein Mosaiksteinchen im großartigen, einmaligen Häuserwerk der Naturfreunde mit heute international über tausend Häuser und Hütten.

Damals war die Entstehung der Naturfreunde eine sozialpolitische und kulturelle Notwendigkeit und zugleich eine ökologisch und pä-dagogisch nicht hoch genug einzuschätzende Tat.

Es waren für die arbeitenden Menschen unsäglich schwere Zeiten um die vorletzte Jahrhundertwende, als die Arbeitgeber den Überschuss an menschlicher Arbeitskraft durch Lohndrückerei und Arbeitszeiten von 14 bis 16 Stunden meist an sechs Tagen in der Woche rücksichtslos ausnutzten und oft zehn Menschen auf 20 Quadratmeter in feuchten, verkommenen Schuppen mit einer einzigen Wasserstelle und einer im Freien liegenden Toilette auskommen mussten. Kartenspiel und Alkohol im Wirtshaus waren nach der Lohnauszahlung die einzigen Ablenkungen. Zu Hause musste man selbst mit dem Petroleum sparen und Kinderreichtum war oft der einzige Besitz“

In dieser Situation waren die Naturfreunde in der Arbeiterbewegung auf den Plan getreten, die in Kenntnis dieser unwürdigen, inhumanen Verhältnisse der abhängigen Lohnarbeiter den Menschen eine Perspektive eröffneten.

Enorm war der Zuspruch zunächst zu den von den Ortsgruppen geschaffenen Büchereien und Seminaren, die neben der Bildung auch Selbstbewusstsein und Engagement vermittelten.
Ein viel schwieriger und recht steiniger Weg ist es dagegen gewesen, den Arbeitern das Recht auf Naturgenuss zu eröffnen.

Das Besitzbürgertum wehrte sich mit allen Mitteln, selbst Schießbefehl, Gewaltanwendung, Einfriedung und der Verlust des Arbeitsplatzes waren an der Tagesordnung, um den Menschen den Zugang zu Ländereien, Wäldern, Seen und Flüssen zu verwehren.
Häufig hatten aufgehetzte Bauern mit Knüppeln und Mistgabeln am Wege die Wanderfreunde empfangen. Der Gruß der Naturfreunde „Berg frei“ war vor diesem Hintergrund entstanden.

So wie der Zugang zur Natur versperrt war, so war auch die Bewirtung ein Problem. „Off limits für Arbeiter, Wanderer und Proleten“, so hieß es an den Türen der Gasthäuser.
Es mussten deshalb eigene Häuser her. Als 1907 das erste Naturfreundehaus am Padasterjoch eingeweiht wurde, ging es dann Schlag auf Schlag, bis der erste Weltkrieg diese stürmische Entwicklung bremste.

Bau in Veitshöchheim:
Auch die 1913 gegründete Würzburger Ortsgruppe hatte schon im ersten Jahr den Bau einer Hütte ins Auge gefasst.
Im Juli 1919 ist der Grunderwerb protokolliert, im September 1920 erfolgt die Grundsteinlegung und am 5. Juni 1921 wird das Haus „Am Kalten Brunnen“ eingeweiht.

Was zwischen diesen beiden Daten liegt, ist eine enorme Leistung der arbeitsfähigen Mitglieder. Da wurden die Steine für die gesamten Grundmauern aus Steinbrüchen der Umgebung gebrochen und herbeigeschleppt.
Wer weiß heute schon, dass er beim Aufsuchen des gastlichen Hauses geheiligten Boden betritt. Der Holzboden des Gastraumes stammt nämlich aus der Sankt-Adalbero-Kirche.
Die Erbauer verwendeten für den Zugang zum Dachgeschoss gar eine Wendeltreppe von einem im ersten Weltkrieg zerstörten U-Boot und der Dachstuhl stammt von einer Offiziersbaracke eines Gefangenenlagers am Galgenberg.
In den 50er und 60er Jahren entstand in mehreren Bauabschnitten im rückwärtigen Bereich ein Gästehaus mit heute 38 Betten, einem Aufenthaltsraum für 50 Leute und zwei Selbskocher-Küchen.
(Geschichtlicher Überblick: Dieter Gürz)

Der SPD Ortsverein freut sich in jedem Jahr über die wundervolle naturverbundene Atmosphäre bei unserem Jazzfrühstück. Auch in diesem Jahr hatten wir und unsere Gäste viel Spaß beim Sommerfest am 10.Juli.

 
 
 

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