Der Süden wächst, der Norden schrumpft

Landespolitik

Umdenken in der Bildungspolitik - Ausbau von Hochschulen,
Forschung und Entwicklung - Modellregion für kulturelle Bildung
Frankenkonferenz 2008 der SPD-Landtagsfraktion in Würzburg

Bayern wächst, aber nicht überall gleich. Unterfranken und Oberfranken müssen mit dem stärksten Bevölkerungsrückgang in Bayern rechnen. Bis zu 15 Prozent der Einwohner in den Städten und Landkreisen gehen nach den Prognosen der Bevölkerungsvorausberechnung bis 2025 verloren. Hauptverlierer sind die Regionen Rhön-Grabfeld, Bad Kissingen, Kronach, Hof, Coburg und Wunsiedel.

Im Jahr 2025 wird in den oberfränkischen Kreisen durchschnittlich die älteste Bevölkerung in Bayern leben - in den Landkreisen Erding, Freising und der Stadt München die jüngste.

Bevölkerungsvorausberechnungen sind Prognosen für Entwicklungen. Doch das Entscheidende: Sie sind kein unausweichliches Schicksal, sondern sie sind veränderbar. So lassen sich Geburtenraten steigern, Wanderungsbewegungen beeinflussen oder eben die Dynamik der regionalen Entwicklung durch Bildung beschleunigen.

Wir setzen darauf! Kluge Köpfe sind unser Kapital.

Auf den Anfang kommt es an! Vorsprünge ausbauen

Wenn man Kinderbetreuung in Franken bei Google sucht, landet man auf dem Familienportal der Schweiz und man erfährt, dass jeder investierte „Franke", der in die Kinderbetreuung fließt, dreifach zurückkommt. Für uns Franken ein gutes Geschäft. Franken hat beim Ausbau der Kinderbetreuung für Kinder unter 3 Jahren einen Vorsprung gegenüber dem Süden Bayerns. In Franken werden bereits heute 38 Prozent aller Krippenplätze in Bayern vorgehalten
Unterfrankens Versorgungsquote ist mit 8,4 Prozent bayerische Spitze, höher noch als Oberbayern mit 7 Prozent. Bis spätestens 2013 soll für 35 Prozent aller Kinder unter drei Jahren ein Krippenplatz angeboten werden können. Das bedeutet für Franken aus heutiger Sicht etwa 35.000 zusätzliche Krippenplätze - eine Verfünffachung des heutigen Platzangebotes (ca. 7000 Plätze).

Diese gewaltige Herausforderung ist eine wichtige Bildungsinvestition, die es zu meistern gilt, denn: „Auf den Anfang kommt es an." Die damit verbundene bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf wirkt sich zudem auf die Attraktivität der Region als Wirtschaftsstandort aus. Der Ausbau der Kinderbetreuung ist für uns deshalb auch wichtige Strukturpolitik für den ländlichen Raum.

Mehr tun für Bildung und Ausbildung – Umdenken in der Bildungspolitik

Bildung ist an Bedeutung kaum zu überschätzen. Bis zu 30 Prozent des
Wirtschaftswachstums können vom Bildungsstand der Bevölkerung abhängen. Das Risiko, abgehängt zu werden, vergrößert sich ohne ausreichende Bildung - ohne Schulabschluss steigt die Armutsgefährdungs
quote auf 24 Prozent.

Die Bildungspotentiale in Franken sind steigerungsfähig. Ein Blick in den
Bildungsbericht 2006 liefert einige Kenndaten für die Ausgangssituation und zeigt, wo Ansatzpunkte liegen könnten. Bei den Übertrittsquoten korreliert in Teilen Frankens ein hoher Hauptschüleranteil mit niedrigen Übertritten an die Gymnasien. Nur der Landkreis Erlangen-Höchstadt sowie die Städte Erlangen, Bamberg und Coburg erreichen Übertrittsquoten in die Gymnasien, wie München von über 47 Prozent.
Für Franken hat das Folgen für den Arbeitsmarkt und die Dynamik der
Wirtschaftsregion. Eine Prognos-Studie beziffert den Beschäftigtenanteil im Jahr 2020 in den 15 Zukunftsbranchen für Franken auf 30,4 Prozent, in Bayern insgesamt beträgt dieser Anteil 32,6 Prozent. Auch der Anteil der
hochqualifizierten Beschäftigten ist in Franken geringer als in Gesamt-Bayern.

Die Folge:

• Trotz besserer Auftragslage sind es vor allem fränkische Regionen, die die höchste Arbeitslosigkeit in Bayern und die wenigsten Ausbildungsstellen haben. Für 100 Bewerber stehen auch in diesem Jahr in Oberfranken wieder nur 58 Ausbildungsplätze zur Verfügung.
• Viel zu große Klassen: Oberbayern glänzt bei den großen und sehr großen Klassen an den Gymnasien mit einem Durchschnitt von 32,6 Prozent. Dieser für eine gute Förderung in der Schule unmögliche Wert wird in Mittelfranken noch übertroffen: In den Gymnasien in Mittelfranken sitzen über 40 Prozent der Schülerinnen und Schüler in Klassen mit mehr als 30 Schülern.
• Viel zu wenig Lehrer und eine hohe Zahl älterer Lehrkräfte: Eine regionale Differenzierung zeigt, dass in Oberfranken der Anteil älterer Lehrer höher als in anderen Regierungsbezirken (Älter als 50 Jahre sind 47 Prozent, jünger als 35 Jahre nur 16 Prozent). Es wurde auch untersucht, ob Schule mit jüngeren Lehrerkollegien innovativer sind. „Es zeigt sich tatsächlich ein Unterschied", schreibt der Bildungsbericht 2006 der Staatsregierung selbst
• Der Anteil der Mädchen an naturwissenschaftlich-technischen
Ausbildungsrichtungen ist in allen fränkischen Regierungsbezirken geringer
als im bayerischen Durchschnitt. Während in Oberbayern zumindest rund 20 Prozent den technischen Zweig einer Realschule wählen, sind es in
Unterfranken 15,9 Prozent, in Mittelfranken 15,0 Prozent und in
Oberfranken sogar nur 13,5 Prozent.
Damit Franken vorankommt, brauchen wir einen Kurswechsel in der
Bildungspolitik. Unser Schulsystem muss mehr Kindern und Jugendlichen höhere Bildungsabschlüsse und für alle einen Schulabschluss garantieren. Das Lernen im Lebenslauf gehört mit zu den großen Herausforderungen in der Bildungspolitik.

Deswegen wollen wir in Franken:

• Reformschulen statt Schulschließungen, Ganztagsschulen statt Lernen im 45-Minuten-Takt, mehr Geld in die Bildung, für kleinere Klassen, mehr
Lehrerinnen und Lehrer und individuellere Förderung der Begabungen und
Talente.
• Nicht mehr der Wohnort und die Herkunft dürfen über den Schulabschluss entscheiden, sondern die Begabungen und Talente der Kinder.
• Schulen müssen sich weiterentwickeln dürfen. Weil in Zukunft der mittlere Bildungsabschluss zum Standard werden wird, muss dieser Abschluss an jeder Schule in Franken ermöglicht werden. (Würzburg zeigt, was geht bei der Förderung von Hochbegabten. Im Deutschhaus Gymnasium gibt es eine eigene Klasse für Hochbegabte. Mit Einwilligung der Schule, der Universität und der Eltern dürfen sich besonders qualifizierte Schülerinnen und Schüler als Gaststudenten an den Hochschulen einschreiben und sogar Scheine erwerben. Statt Hochbegabte im Schulsystem nach unten durchzureichen,
sollten sie in einer Förderschule auf Gymnasiumsniveau gezielt gefördert
werden.)
• Der Zugang für beruflich Qualifizierte an die Hochschulen muss stärker ausgebaut werden. Das Lernen im Lebenslauf ist eine große
Herausforderung für die Bildungspolitik. Dazu gehört es auch, Schülerinnen
und Schülern eine „Zweite Chance" zu geben. Das Nachholen von
Schulabschlüssen und auch eine Ausbildungsgarantie für jeden, der die
Schule verlässt, wäre so eine „Zweite Chance"

Sofortiger Ausbau der Hochschulen und bessere Studienbedingungen:

Der doppelte Abiturjahrgang G 9/G 8, die demografische Entwicklung und das Ziel, mehr junge Menschen einen Hochschulabschluss zu ermöglichen - all das sind Vorhaben, die die bayerische Hochschulpolitik auch für Franken veranlassen müssen, optimale Rahmenbedingungen für die Hochschulen schnell und zuverlässig zu entwickeln.

Bayernweit ist davon auszugehen, dass sich in den nächsten 20 Jahren die Studierendenzahl von derzeit ca. 265.000 auf 330.000 bis 350.000 erhöhen wird.
Insbesondere 2011/12 wird mit dem doppelten Abiturientenjahrgang hoffentlich eine große Zahl von Studierenden an die Hochschulen in Franken drängen. Das ist aber keine einmalige Spitze, sondern die Studierendenzahlen werden sich etliche Jahre auf diesem hohen Niveau halten.
Weder mit den vorhandenen noch mit den versprochenen räumlichen und
personellen Ressourcen können die fränkischen Hochschulen die steigende Zahl der Studierenden bewältigen. Alle fränkischen Hochschulen arbeiten heute schon weit jenseits der ursprünglich beabsichtigten (räumlichen und personellen) Ausbauziele; in einigen Studiengängen beträgt die Kapazitätsauslastung 150 bis 200 Prozent.

Wir brauchen deshalb für die Hochschulen in Franken Ausbausicherheit - nicht nur für die Räume, sondern auch für das Personal. Gerade für angehende Akademikerinnen und Akademiker müssten attraktive Perspektiven in der Wissenschaft entwickelt werden. Die „klugen Köpfe", die wir heute nicht für die Lehre und Forschung an den Hochschulen gewinnen, werden morgen nicht vorhanden sein. Der aktuelle Zustand des Lehrerarbeitsmarkts ist ein Beispiel dafür, wie man Personalplanung nicht machen soll.

Neben einer zukunftssicheren Personalpolitik für junge Wissenschaftler/innen ist die Behebung der aktuellen Defizite beim Bauunterhalt und bei der Gebäudesanierung eine vorrangige Aufgabe. Der Bauzustand an den Hochschulen ist vielerorts erschreckend marode. Die bisher bereitgestellten Mittel für Bausanierungen der Hochschulen in ganz Bayern von 500 Millionen Euro reichen nicht einmal für die Sanierung einer Hochschule in Franken. Würzburg und Erlangen haben allein schon einen Sanierungsbedarf von jeweils mindestens 800 Millionen Euro.

Der Zugang zur Hochschule darf nicht länger durch Studiengebühren erschwert werden. Bayern sollte es Hessen gleich tun und die Studiengebühren wieder abschaffen.

Mehr Nachwuchs für Technik und Naturwissenschaften ohne Kürzung der
Geisteswissenschaften

Mehr Begeisterung für Naturwissenschaften und Technik zu wecken, das
entspricht einem elementaren Interesse der Wirtschaft und der Dynamik von Forschung und Entwicklung. Das Programm „Zukunft 2020" empfiehlt Bayern deshalb die Studienplätze für Ingenieur- und Naturwissenschaften von 36,8 Prozent auf 54,0 Prozent auszubauen und die Studienplätze in den Geisteswissenschaften zu kürzen von heute 30,5 Prozent auf 23,0 Prozent im Jahr 2020.

Die fränkischen Hochschulen sollten natürlich vom Ausbau der ingenieur- und naturwissenschaftlichen Studienplätze in Bayern profitieren, denn sie sichern Innovationen und Arbeitsplätze. Rund 1350 Ingenieure und Techniker könnten bei Siemens allein in Nordbayern sofort eingestellt werden - wenn es sie gäbe. Mindestens die Hälfte der in Bayern geplanten Ausbaustudienplätze für die Ingenieur- und Naturwissenschaften gehören deshalb nach Franken.
Doch Franken tut gut daran, seine Geistes- und Erziehungswissenschaften nicht zu kürzen – zum einen, weil uns die Geisteswissenschaften als „ABC der Menschheit" helfen, gesellschaftliche Entwicklungen und Verhältnisse zu reflektieren, zum anderen auch weil beispielsweise gerade die Ausbildung von kompetenten Lehrerinnen und Lehrern ohne eine intensive geisteswissenschaftliche Komponente nicht denkbar erscheint.

Forschung und Entwicklung beste Bedingungen schaffen:

Franken war schon immer ein wichtiger Impulsgeber zur Industrialisierung und Modernisierung in Bayern. Obwohl Fabrikgründungen wirtschaftlich riskant waren, entstand 1817 in Oberzell bei Würzburg eine bedeutende
Druckmaschinenbaufabrik und 1820 in Nürnberg eine Tuchfabrik. In Franken fuhr 1835 die erste Eisenbahn, in Nürnberg fährt seit wenigen Tagen die erste führerlose U-Bahn. Große Namen der bayerischen und deutschen Industriegeschichte wie Siemens, Grundig und AEG sind untrennbar mit Franken verbunden.

Wir freuen uns, dass die Zeiten, in denen man Franken als „Max-Planck-freie Zone" bezeichnen konnte, dank vieler SPD-Initiativen endgültig vorbei sind. Das ist aber nicht genug. Von den 10 Forschungseinrichtungen in Bayern befinden sich immer noch 5 in Oberbayern und 2 in Franken. Die Würzburger Universität, die sich als Elite-Uni beworben hatte, scheiterte u. a. an diesem Kriterium einer
„fehlenden außeruniversitären Forschungseinrichtung".

Die Innovationskette von der universitären und außeruniversitären
Grundlagenforschung hin zu wirtschaftlich verwertbaren Innovationen bei
Produkten und Dienstleistungen muss schneller werden. Zum Ausbau dieses schnelleren Transfers ist kollektives Lernen und eine sinnvolle
Forschungsförderung angesagt. Die Innovationsfähigkeit einer Region hängt heute in erheblichem Maße von der Fähigkeit ab, technologische,
organisatorische, wissenschaftliche und wirtschaftliche Kompetenzen gerade bei Forschung und Entwicklung zu vernetzen.

Die Förderung von Netzwerken - wie die Clusterpolitik in Bayern - ist dann gut, wenn sie regionale Impulse und Innovationen in den Regionen in Gang bringt und nicht nur Leuchttürme befördert, die auch ohne staatliche Förderung groß werden. Neben aller Clustereuphorie darf eine breitere Forschung und Entwicklung nicht vernachlässigt werden. Deshalb muss die Staatsregierung die bislang für den Transrapid vorgesehenen bayerischen Mittel aus Privatisierungserlösen für Technologieprojekte und für gute Bildung und Forschung in Franken einsetzen.

Frankens Kultur-Botschafter unterstützen und damit gesellschaftliche
Entwicklungen befördern:

Franken hat viele Botschafter: Den Wein, die Bratwurst, das Schäufele, die Stadt der Menschenrechte, das Mozartfest, die Bamberger Symphoniker, Wagner- Festspiele - bis hin zu Mäc Härder, Markus Barwasser alias Erwin Pelzig und Urban Priol. Das alles und noch viel mehr symbolisiert die Vielfalt der Kunst und Kultur in Franken. Die Kulturszene ist vielfältig, wie auch die Lebensart der Franken - eben frank und frei.

Wir wollen Horizonte erweitern, Neugier wecken, Kreativität fördern. Kulturelle Bildung ist für uns kein Luxus. Wer aktiv mit Kultur umgeht, rüstet sich überdiesnicht nur ästhetisch, er schult auch seine Urteilskraft. Und wer die hat, wird auch seinen Weg durchs Leben leichter gehen können. Alles gute Gründe, um Kulturförderung vor allem für junge Menschen zu betreiben.

Wir wollen Franken zu einer Modellregion für kulturelle Bildung machen. Jedes Kind soll in der Grundschule ein Instrument erlernen. Bildende Kunst, Tanz, Literatur, sollen darüber hinaus von Künstlern an den Schulen vermittelt werden. Mehr Kunst im öffentlichen Raum soll die Kulturnähe Frankens deutlicher herausstellen.

Wir können zeigen, was wir haben!

 
 
 

WebsoziCMS 3.9.9 - 003417888 -