Honorarreform bringt Ärzte um ihr Geld?

Bundespolitik

Seit einigen Monaten wird regelmäßig über Unmut in der Ärzteschaft über die sogenannte Honorarreform berichtet. In der Öffentlichkeit wird gezielt der Eindruck verbreitet, dass die Ärzte durch Handeln der Politik erhebliche wirtschaftliche Einbußen hinzunehmen hätten.
Nun meldet die KBV (Kassenärztliche Bundesvereinigung) die Gesamtvergütung der Mediziner sei im Vergleich zum Vorjahreszeitraum bundesweit um 7,8 Prozent gestiegen.

Wie derzeit üblich, riefen solchen Vorwürfe - ob wahr oder nicht - die CSU und ihren Vorsitzenden Horst Seehofer auf den Plan, die sich prompt an die Seite der vermeintlich zu kurz gekommenen stellten.

Der bayrische Gesundheitsminister Söder bezeichnete die Honorarreform als "stümperhaft". CSU-Vorsitzender und Ministerpräsident Seehofer stellte wegen der Honorarreform auch den Gesundheitsfonds in Frage.

So war die SPD gefordert, ihre Politik zu verteidigen: In einer Meldung vom April hiess es :
Was hat die Politik da nur wieder angerichtet? Vor allem die SPD? Zu allererst haben wir dafür gesorgt, dass deutlich mehr Geld für die Honorare der Ärzte zur Verfügung steht. Nach neuesten Schätzungen bekommen die Ärzte insgesamt für den Zeitraum von 2007 bis 2009 eine Honorarerhöhung von ca. 4 Mrd. Euro. Das ist eine Steigerung um 12 Prozent. Von solchen Lohnsteigerungen können Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer nur träumen.

Klar ist: Gute Arbeit muss gut bezahlt werden. Aber das wird sie auch. Durchschnittlich verdient ein niedergelassener Arzt in Deutschland 120.000 Euro im Jahr. Das ist immerhin das Vierfache des normalen Durchschnittsverdieners.

Hat die Politik das Geld denn falsch verteilt? Nein, sie hatte mit der Verteilung überhaupt nichts zu tun. Die Politik hat nur den gesetzlichen Rahmen festgelegt. Wer wie viel bekommt, bestimmen die Ärzte selber, gemeinsam mit den Krankenkassen. Jetzt scheint es aber einigen Ärzten, die mit der Verteilung der Gelder unzufrieden sind, leichter zu fallen, mit dem Finger auf die Politik zu zeigen, statt auf die eigenen Leute.

Wichtig ist: An den Leistungen für die Patientinnen und Patienten ändert sich nichts. Sie haben Anspruch auf eine gute Versorgung. Ärzte, die die Behandlung verweigern oder Vorkasse verlangen, handeln rechtswidrig.

Dass die CSU jetzt kräftig mit auf die eigene Regierung zeigt, ist genauso peinlich wie erklärbar. Ihr geht es nicht um eine bessere Versorgung der Patienten. Sie wollen vielmehr, dass die bayrischen Ärzte weiterhin ein größeres Stück vom Kuchen abbekommen, als ihre Kolleginnen und Kollegen in anderen Bundesländern.

Was das alles dann auch noch mit dem Gesundheitsfonds zu tun hat? Natürlich nichts, aber das nimmt man in der CSU nicht so genau. Ach ja, dass Seehofer und Söder das alles mit verhandelt und beschlossen haben, muss man wohl auch nicht extra erwähnen.

Die Meldungen vom Juli sprechen nun eine klare Sprache:
So meldet SZ online vom 27.7.:

Die absoluten Zahlen seien besser ausgefallen als erwartet, sagte KBV-Chef Andreas Köhler. Der Zugewinn je Praxis liege nach den vorläufigen Ergebnissen in 14 Kassenärztlichen Vereinigungen bei 7,4 Prozent. Bezogen auf die gesamte Bundesrepublik erzielten lediglich die Orthopäden ein Minus von vier Prozent.
und:
- Bayerns Ärzte verdienen durch die umstrittene Gesundheitsreform zum Teil bis zu 18 Prozent mehr.
- Gewinner sind aber auch Bayerns Neurologen: Sie verdienen etwa 13 Prozent mehr
- die Chirurgen (plus zehn Prozent)
- und die Nervenärzte (plus elf Prozent).

Verlierer der Reform sind vor allem die Kardiologen, die bis zu zehn Prozent Einbußen melden, sowie die Neurochirurgen (minus sechs Prozent) und die Anästhesisten (minus sieben Prozent).

Die Verluste sollen die Ärzte aber nicht zu spüren bekommen. In einer dreistündigen Verhandlung einigten sich die Kassenärztliche Vereinigung Bayerns und die Krankenkassen am Montagabend darauf, die Verluste der Ärzte zu begrenzen - auf höchstens fünf Prozent.

Ob es jetzt eine Entschuldigung von den Medizinern gibt, die unsere Bundestagskandidatin auf ihrer Blogseite von ahnungslos bis menschenverachtend aufs Übleste beschimpft hatten???

In vielen Praxen haben Ärzte Wahlkampf gegen die SPD gemacht. Bleibt zu hoffen, dass die Patienten angesichts der neuen Zahlen auf das Jammern auf hohem Niveau nicht hereinfallen.

 
 
 

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