Bundeskongress:Bilanz zur Chancengleichheit in der Privatwirtschaft ist gleichstellungspolitischer Offenbarungseid

Arbeitsgemeinschaften

Zur Dritten Bilanz zur Chancengleichheit in der Privatwirtschaft erklärt die Bundesvorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen (ASF) und Präsidiumsmitglied der SPD, Elke Ferner:

Jahr um Jahr vergeht und der Fortschritt in Sachen Gleichstellung von Frauen in der Privatwirtschaft kommt im besten Fall im Schneckentempo voran. Frau von der Leyen sieht offenbar selbst im Rückgang des Frauenanteils in den Top-Führungspositionen von 7,5 Prozent Anfang 2007 auf 5,5 Prozent Anfang 2008 einen Fortschritt.

Wie sonst könnte sie auf die Idee kommen, schon in der Überschrift festzustellen, dass die Gleichstellung von Frauen und Männern im Beruf Fortschritte macht - allerdings mit unterschiedlichem Tempo?

Die niederschmetternden Ergebnisse dieser Bilanz werden in der offiziellen Stellungnahme der Frauenministerin verharmlost bzw. erst gar nicht erwähnt. Zu der immer noch bestehenden Lohnungleichheit von 22 Prozent wird gesagt: "Einkommensunterschiede zwischen Männern und Frauen sind immer noch sichtbar."
Das ist einfach lächerlich: Man muss schon das Licht ausdrehen und sich wegdrehen, um diese schreiende Ungerechtigkeit nicht zu sehen.

Zu Frauen in Führungspositionen wird gesagt: In Deutschland sind Frauen in Führungspositionen unterrepräsentiert. 5,5 Prozent Anfang 2008 ist keine bloße Unterrepräsentanz sondern ein gesellschaftspolitischer Skandal.

In der Bilanz selbst kommt Frau von der Leyen dann zusammen mit den deutschen Wirtschaftsverbänden zu dem Schluss: "dass die positiven Ergebnisse der dritten Bilanz deutlich machen, dass es auch weiterhin keiner gesetzlichen Regelung zur Gleichbehandlung von Frauen und Männern im Erwerbsleben bedarf. Die Strategie der freiwilligen Vereinbarung ist ein Erfolg …"

Wer angesichts dieser Bilanz zu dem Schluss kommt, dass kein gesetzlicher Handlungsbedarf besteht, ist nicht von dieser Welt und fehl am Platze.
Wer unter den Tisch kehrt, dass das Gleichstellungsgesetz für die Bundesverwaltung dazu geführt hat, dass der Frauenanteil in Führungspositionen schneller steigt als in der Privatwirtschaft unterwirft sich dem Diktat der deutschen Wirtschaft und stellt sich gegen die Interessen der vielen gut qualifizierten und motivierten Frauen, die täglich durch schlechtere Bezahlung und geringere Aufstiegschancen diskriminiert werden.

ASF und SPD wollen ein Gleichstellungsgesetz für die Privatwirtschaft, weil ohne gesetzliche Regelungen für die nächsten Frauengenerationen keine Fortschritte zu erzielen sind.

Wenn Frau von der Leyen kein Interesse an der Gleichstellungspolitik hat und die bestehenden Verhältnisse festschreiben statt verändern will, sollte sie die Frauenpolitik einem anderen Ressort überlassen.

Eine Alibi-Frauenministerin können sich die Frauen in unserem Land nicht leisten!

 
 
 

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