Unsere Argumente gegen Atomenergie

Umwelt

Entgegnung auf Behauptungen der Atomlobby
Die Atomlobby versucht seit Jahren mit einer umfangreichen PR-Kampagne Einfluss auf Politiker und Öffentlichkeit zu nehmen. Ziel der Betreiber ist es, die Laufzeiten ihrer Atomkraftwerke (AKW) zu verlängern und damit zusätzliche Milliardengewinne einzustreichen. Gewinne, die beim Kunden nicht ankommen. Die Kampagne der Atomlobby soll davon ablenken, dass die Atomenergie eine veraltete und gefährliche Form der Energiegewinnung ist. Doch was ist wirklich dran, an den propagierten Argumenten der Atomindustrie? Im Folgenden stellt die SPD-Bundestagsfraktion den Behauptungen der Atomlobby die Fakten gegenüber.

Die Atomlobby behauptet: Atomenergie schützt das Klima!
Die Wertschöpfungskette von Atomenergie ist nicht klimafreundlich: Der Bau sowie der Rückbau von Atomkraftwerken (AKW), Wiederaufbereitungsanlagen und Endlagerstätten, die Erschließung, der Abbau, Transport und Veredelungsprozess von Uran sowie die Brennstäbeaufbereitung verursachen erhebliche Mengen klimaschädlicher Gase.
Atomkraft ersetzt kein Öl. Mit ihr lassen sich weder Häuser beheizen noch herkömmliche Autos bewegen.
Da bei Atomkraftwerken die Abwärme ungenutzt bleibt, ist der Wirkungsgrad mit ca. 35 Prozent sehr viel geringer als bei Kraftwerken mit Kraft-Wärme-Kopplung (ca. 90 Prozent). Die benötigte Wärme im Bereich Heizung und Warmwasser muss anderweitig erzeugt werden, was in der Regel mit zusätzlichen Kohlendioxidemissionen verbunden ist. Die Klimabilanz eines Erdgas-Blockheizkraftwerks ist daher, laut einer aktuellen Studie des Ökoinstituts, ähnlich gut wie bei einem AKW, wenn man die zusätzlich nötige Wärmeerzeugung auf Öl- oder Gasbasis berücksichtigt. Dabei umfasst die Studie beispielsweise nicht einmal die durch die Endlagerung verursachten Emissionen.

Atomkraftwerke decken weltweit einen Anteil von ca. 2,5 Prozent des Endenergieverbrauchs und können somit keinen maßgeblichen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Die Deckung von nur 6 Prozent des weltweiten Energieverbrauchs würde den Bau von etwa 1.200 AKW mit je 1.000 MW Leistung erfordern. Dieser Ausbau wäre zu teuer, würde sehr lange dauern und die begrenzten Uranvorräte würden noch schneller aufgebraucht werden.

Die zentralistische Struktur der Atomenergie verhindert den Umbau der Energieversorgungsstruktur hin zu klimafreundlichen, dezentralen Einheiten und mehr Erneuerbaren Energien. Heute getroffene falsche Investitionsentscheidungen binden langfristig Kapital, das dann für Investitionen in Erneuerbare Energien und Energieeffizienz fehlt.

Mehrere neue Studien, wie z. B. das EWI/Prognos-Gutachten 2007 oder die Leitstudie 2008 des Bundesumweltministeriums belegen, dass bis zum Jahr 2020 sowohl der Atomausstieg als auch eine Reduzierung des CO2-Ausstoßes um 40 Prozent realisierbar sind.

mehr: Atomkraft und Klima

Die Atomlobby behauptet: Atomenergie reduziert die Importabhängigkeit!
Deutschland ist zu 100 Prozent abhängig von Uranimporten.
Die Erneuerbaren Energien sind die einzigen Energieträger, bei denen Deutschland vollständig unabhängig von Importen ist und die gleichzeitig den Klimaschutz sichern.

Die Atomlobby behauptet: Ohne Atomenergie gibt es keine Versorgungssicherheit!

Bei Wassermangel, zu hoher Wassertemperatur in den Flüssen oder bei Überschwemmungen müssen Atomkraftwerke ihre Leistung drosseln oder ganz abgeschaltet werden. Dann müssen sehr schnell große Produktionskapazitäten ersetzt werden. Gleiches gilt bei den sich häufenden Abschaltungen durch Sicherheitsmängel.

Im Juli 2007 speisten zeitgleich sechs deutsche Atomkraftwerke keinen Strom ins Netz ein. Dennoch war die Versorgungssicherheit zu jeder Zeit gewährleistet. Deutschland konnte 2007 sogar 14 Milliarden Kilowattstunden Strom exportieren.

Uran ist ein seltener Rohstoff, dessen Reichweite ebenso begrenzt ist wie die von Öl. Je mehr die Atomstromerzeugung ansteigt, umso früher erschöpfen sich die Uranvorkommen. Die Erneuerbaren Energien sind dagegen unerschöpflich. Deren heute technisch nutzbares Potenzial übertrifft den derzeitigen weltweiten Energiebedarf um ein Vielfaches.

Bereits 2007 wurde das Ziel der Bundesregierung, 2010 12,5 Prozent des deutschen Strombedarfs aus Erneuerbaren Energien zu decken, übertroffen. Im Jahr 2008 trugen die Erneuerbaren Energien 15,3 Prozent zur Stromversorgung in Deutschland bei.

Es ist möglich, eine bedarfsgerechte Stromversorgung durch eine Kombination verschiedener erneuerbarer Energieträger mit Speichertechnologien, einem verbesserten Nachfragemanagement und einer gesteigerten Energieeffizienz sicherzustellen.

mehr:Atomkraft und Versorgungssicherheit

Die Atomlobby behauptet: Atomstrom ist sehr günstig!

Atomstrom ist für die Betreiber günstig, weil die AKW abgeschrieben sind und der Steuerzahler die Atomenergie mit (je nach Schätzung) 45 bis 100 Milliarden Euro subventioniert hat. Die günstigen Produktionskosten für Atomstrom wirken faktisch nicht preisdämpfend, sondern erhöhen lediglich die Gewinne (über 300 Millionen Euro pro AKW und Jahr) der vier großen Energieversorgungsunternehmen.

Die Bürger profitieren nicht vom „günstigen“ Atomstrom: In Baden-Württemberg, dem Bundesland mit dem höchsten Atomstromanteil, ist der Strompreis nicht niedriger als in anderen Regionen Deutschlands. Obwohl Deutschlands größter AKW-Betreiber e.on 2007 einen Überschuss von 5,1 Milliarden Euro erzielt hat, erhöhte das Unternehmen die Strompreise zum 1. Januar 2008 um bis zu 10 Prozent.

Die AKW-Betreiber profitieren von der Nichtbesteuerung der Kernbrennstoffe sowie von der gesetzlich festgelegten niedrigen Haftung pro Schadensfall von 2,5 Milliarden Euro. Eine alle Risiken abdeckende Haftpflichtversicherung würde zur Unwirtschaftlichkeit der Atomkraftwerke führen.

Die beliebig verwendbaren steuerfreien Rückstellungen in Höhe von derzeit rund 26 Milliarden Euro stellen ein jahrzehntelanges zinsloses Darlehen für die AKW-Betreiber dar. Dies verstärkt den ohnehin bestehenden Konzentrationsprozess in der Stromwirtschaft, welcher u.a. ein Grund für die enormen Strompreissteigerungen ist.

Die öffentliche Hand bleibt auf einem großen Teil der nicht abschätzbaren Folgekosten der Atomenergie sitzen: Kosten für gescheiterte Projekte, Castortransporte, Endlagerforschung, Atomaufsicht, Hinterlassenschaften der DDR, Deckung der Restrisiken.

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Die Atomlobby behauptet: Deutsche Atomkraftwerke sind sicher!

Stetige Vorfälle und Sicherheitslücken zeigen, dass deutsche AKW keinesfalls störungsfrei und zuverlässig laufen. Brunsbüttel und Krümmel sind Beispiele hierfür.

Die Reaktoren wurden für eine Laufzeit von 25, nicht 40 oder 60 Jahren konzipiert. Die Sicherheit des Anlagenbetriebs nimmt mit längerer Laufzeit ab, denn auch Reaktoren altern (Korrosion, Risse an der Oberfläche oder an Schweißnähten im Reaktordruckbehälter, Materialermüdung).

Alte AKW sind trotz aller Nachrüstungen allein aufgrund der Baukonstruktion (keine Kuppelform, unterschiedliche Wanddichten der Reaktordruckbehälter etc.) weniger sicher als neuere.

Die Betreiber verhindern den Zugang unabhängiger Gutachter, obwohl ihre AKW angeblich so sicher sind.

Menschliches Versagen kann nirgendwo gänzlich ausgeschlossen werden. Routinenachlässigkeiten im Umgang mit Atomtechnologie können aber fatale Folgen haben.

Die epidemiologische Studie zu Kinderkrebs in der Umgebung von Kernkraftwerken kommt zu dem Ergebnis, dass das Risiko für Kinder unter fünf Jahren an Leukämie zu erkranken zunimmt, je näher ihr Wohnort an einem Atomkraftwerk-Standort liegt.

Auch in anderen westlichen Ländern, in denen behauptet wird, man habe die sicherste Technologie der Welt, und deren Atomkraftwerke mit den deutschen vergleichbar sind, kommt es zu erheblichen Zwischenfällen. Bsp.: Großbritannien (2007 lief zeitweise nur ein AKW einwandfrei), Schweden (Forsmark 2007), Frankreich (Tricastin 2008).

Durch die gestiegene Terrorgefahr hat sich die Wahrscheinlichkeit eines gezielten Flugzeugabsturzes auf ein AKW deutlich erhöht. Eine Studie der Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit (GRS) kommt zu dem Ergebnis, dass keines der deutschen AKW hundertprozentigen Schutz vor Terrorangriffen bietet.

Die Betreiber haben bisher kein schlüssiges Sicherheitskonzept gegen Terrorangriffe aus der Luft vorgelegt. Eine Vernebelung der Anlagen allein ist nicht ausreichend, da sie nur für kurze Zeit möglich ist und mit moderner Navigationstechnik (GPS etc.) unterlaufen werden kann.

mehr: Sicherheit

Die Atomlobby behauptet: Die Endlagerfrage kann leicht gelöst werden!

Die Endlagerfrage ist bisher weltweit ungelöst.

Endlagerung wird niemals völlig sicher sein. Das zeigen massive Probleme im ehemaligen DDR-Atommüllendlager Morsleben und im Endlager-Forschungsbergwerk Asse II.

Hochradioaktive Abfälle müssen für mehr als eine Million Jahre sicher von der Biosphäre abgeschirmt werden. Für einen so langen Zeitraum zu planen, ist allerdings unmöglich. Kein Mensch kann vorhersehen, was in den nächsten 10.000 Jahren passieren wird.

Eine Laufzeitverlängerung um zehn Jahre würde bis zu 4.500 Tonnen hochradioaktiven Abfall zusätzlich bedeuten.

Es muss eine ergebnisoffene und auf international anerkannten Auswahl- und Sicherheitskriterien basierende Endlagersuche geben, um zumindest den „sichersten“ Standort zu finden. Dies ist gängige Praxis in anderen Ländern. Auch CDU/CSU fordern von der Schweiz wegen der Grenznähe des potenziellen Endlagers in Benken ein solches Verfahren.
Keine Atomenergie-Renaissance

mehr: Endlager

Die Atomlobby behauptet: Es gibt eine Atomenergie-Renaissance. Nur Deutschland isoliert sich!

In den letzten zwei Jahrzehnten sind deutlich mehr Atomkraftwerke vom Netz gegangen als neue hinzugekommen. 2008 wurde erstmals seit 42 Jahren kein einziger neuer Reaktor in Betrieb genommen.

Bis zum Jahr 2030 erwartet selbst die „atomfreundliche“ Internationale Energieagentur (IEA) eine Verminderung des Anteils des Atomstroms an der gesamten (wachsenden) Stromproduktion von 15 auf 10 Prozent.

Insgesamt produzieren vergleichsweise wenige Länder Atomstrom, wogegen es einen weltweiten Boom bei den Erneuerbaren Energien gibt, bei denen Deutschland Weltmarktführer ist.

Das unter rot-grüner Bundesregierung verabschiedete Erneuerbare-Energien-Gesetz hat sich zum Exportschlager entwickelt. Mittlerweile gibt es mehr Staaten mit einem solchen oder ähnlichen Förderinstrument als Staaten mit Atomkraftwerken.

Die Atomlobby behauptet: Atomenergie sichert Arbeitsplätze!

In der Atomindustrie sind nach Betreiberangaben direkt und indirekt 38.000 Menschen beschäftigt (Tendenz fallend), im Wirtschaftsbereich Erneuerbare Energien dagegen 2007 bereits 250.000. Die Roland Berger Unternehmensberatung erwartet, dass die Zahl im Jahr 2020 auf etwa 400.000 bis 500.000 Menschen steigt.

Außerhalb Deutschlands produzieren nur fünf AKW vom einzigen deutschen Reaktorbauer Siemens Strom. Der aktuelle Bau des Atomkraftwerks in Finnland ist der erste Auftrag für Siemens seit 1982. Dieser bringt dem Konzern mindestens 500 Millionen Euro Verluste.

Das Abschalten der Reaktoren bedeutet nicht den sofortigen Arbeitsplatzverlust, da die Belegschaften in der Regel noch mehrere Jahre mit der Stilllegung und dem Abriss beschäftigt sind.
Atomenergie gefährdet Weltsicherheit

Die Atomlobby behauptet: Eine rein friedliche Nutzung der Atomenergie ist möglich!

Die sogenannte friedliche Nutzung der Atomenergie schafft eine für militärische Zwecke nutzbare Infrastruktur (z. B. Indien, Pakistan, Nordkorea, Iran). Es ist kaum zu beurteilen, welcher Staat langfristig verantwortlich mit der Hochrisikotechnologie umgeht. Man kann anderen Staaten die Atomenergienutzung nicht verbieten, wenn man sie selbst vorantreibt.

Mit einem Ausbau der Atomenergie steigt durch die zunehmende Menge an kursierendem nuklearem Material auch das Missbrauchsrisiko.

Allein für 2005 sind 103 Fälle von illegalem Handel mit atomarem Material dokumentiert.
Die Zukunft ist effizient und erneuerbar

Wir sagen: Atomenergie ist von gestern, die Zukunft gehört den Erneuerbaren Energien.

Übrigens: Selbst die Union bezeichnet die Atomenergie als „Übergangstechnologie“. Wer aber an Auslaufmodellen festhält, verhindert wichtige Investitionen in den Ausbau Erneuerbarer Energien. Außerdem sinkt der Druck Energie einzusparen und effizienter einzusetzen. Deshalb hält die SPD-Bundestagsfraktion am Atomausstieg fest und setzt auf Energieeffizienz und Erneuerbare Energieträger.

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